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2011 Strafsystem und Öffentlichkeit zwischen Kuscheljustiz und Scharfrichter


Das Strafsystem, seine Ausgestaltung und sein Zweck sind ständig Objekt von Diskussionen. Gelobt und verschrieen oszilliert es zwischen Prävention und Repression, Wiedereingliederung und Bestrafung, Wiedergutmachung und Ausschluss, Kontrolle und Freiheit. Es wird beeinflusst, wenn nicht gar erschüttert durch einzelne Ereignisse, v.a. aber durch Einflussnahme unterschiedlicher Interessengruppen. Wie sind gegenwärtig der wissenschaftliche, der politische, mediale und öffentliche Diskurs strukturiert ? In welchem Mass beeinflussen diese Diskurse die Entscheidungsträger und beeinflussen sie die polizeiliche, justizielle Praxis, Strafvollzug und Bewährung ? Die unterschiedlichen Sphären nehmen Kriminalität, Unsicherheit und Viktimisierung manchmal deutlich unterschiedlich wahr. Zeitweise kann es zu einem veritablen Bruch zwischen den Diskursen kommen wie z.B. wenn Vorstellungen und Vorschläge von Wissenschaftlern von politischen Gruppen aufgenommen, thematisiert und aufbereitet, ggf. auch instrumentalisiert werden (aber bereits der Begriff instrumentalisiert ist eine Aussenperspektive, die der politischen Sphäre widerspricht). Die Annahme bestimmter Volksinitiativen in jüngster Zeit, die ständige Berichterstattung über einzelne Vorfälle aber auch das wachsende Interesse der Bürgerinnen und Bürger an jeder Art von abweichendem Verhalten zeigen eine zunehmende Distanz an zwischen den unterschiedlichen Wahrnehmungen der Akteure im öffentlichen Raum. Welches sind ihre Erwartungen, welches ihre Ansprüche, und wie entstehen sie ? Die Schweizerische Arbeitsgruppe für Kriminologie widmet ihren Kongress 2011 einem Thema, dessen Bedeutung und Sinne mit besonderer Schärfe in diesem Wahljahr deutlich werden. Der Kongress versucht, in diesen Tagen Kontroversen auszulösen, festgefahrene Positionen zu erschüttern und Praktiker, Wissenschaftler und Politiker zum gemeinsamen Nachdenken über das Warum und das Wie des Strafsystems ebenso wie über seinen Zweck zu bringen. Dabei wird eine Perspektive gefördert, die zugleich theoretisch und praktisch ist. Grosser Raum wird dem Meinungsaustausch zwischen Praktikern, Wissenschaftlern und Politikern eingeräumt, ebenso wie interdisziplinären Perspektiven, von Kriminologie über Ökonomie und Recht, bis hin zur Geschichte, Soziologie, Politologie und Kommunkationswissenschaft.


Manon Jendly, Marcel Alexander Niggli und Eva Steiner

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